Zu wenig Frauenpower auf der Handballbank

Mögliche Ursachen und Lösungsansätze

Wer kennt diese Bilder nicht: Handballspiele im Leistungssport und fast alle Trainerposten sind von Männern besetzt. Frauen sieht man dort eher weniger, in der 1. Bundesliga der Männer schon mal gar nicht. Und genau diese Situation hat Lissy Häuser intensiv in ihrer Bachelorarbeit beleuchtet. Sie hat ein abgeschlossenes Studium im Bereich der Sportwissenschaft in Soziologie und Management. Sie befragte aktive Trainerinnen aus dem Frauen- und Männerhandball im Leistungsbereich.

Lissy Häuser spiel seit ihrem vierten Lebensjahr Handball. In ihrem Heimatdorf Schwaikheim geht man zuerst zum Handball. Und so ist sie auch dort gelandet. Sie durchlief alle Jugendklassen und spielt auch heute noch bei ihren SF Schwaikheim. Dort ist die 28-Jährige seit acht Jahren Jugendleiterin und trainiert mit einer B-Lizenz ausgestattet seit fast fünfzehn Jahren Mannschaften.

Die engagierte Handballerin hat es schon immer gestört, dass es viel zu wenige Trainerinnen, insbesondere in den höheren Ligen gibt. Und so stellte sie sich die Fragen: Liegt es am System? Liegt es vielleicht an den Frauen selbst? Woran liegt es?

Bei den Interviews unter anderem mit Trainerinnen aus der Frauenbundesliga stellte sie fest, dass die Inhalte bei den Trainerausbildungen sehr auf den Männerhandball ausgerichtet sind. Gerade bei der Ausbildung zur A-Lizenz kommen Frauen nur wenig zu Wort. Lissy Häuser stellte ebenfalls fest, dass auch hier wirtschaftliche Aspekte eine Rolle spielen können. Im Frauenbereich wird halt deutlich weniger Geld verdient. Es gibt keine ausgeprägten externen Anreize. Weiterhin ist die Akzeptanz und das Verhalten von manchen Schiedsrichtern und auch Spielern gegenüber Frauen eine andere, als gegenüber den Männern. Zu beobachten war auch, dass es dazu kommen kann, dass sich Frauen sich selbst ausschließen. Sie haben nicht genügend Vorbilder. Es gibt einfach zu wenig Frauenpower auf der Handballbank.

Ein Lösungsansatz wäre zum Beispiel eine gezielte Förderung gerade von Frauen. Und genau hier setzt das she-Mentorinnen-Programm an. Trainerinnen werden unterstützt, begleitet und gefördert. Auch der Freundeskreis des Deutschen Handballs ist hier aktiv. Sechs Trainerinnen werden bei dem Erwerb der C-Lizenz unterstützt und auf ihrem Weg dahin begleitet. Weiterhin müssten die Rahmenbedingungen gerade auch für Frauen erheblich verbessert werden. Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen sind unabdingbar. Die manchmal erkennbaren kategorischen Abgrenzungen müssen gelöst werden. Und MANN sollte auch mal anerkennen: Die Frauen können es auch, und zwar nicht schlechter.

Lissy Häuser hat auch Träume: „Ich wünsche mir, mal eines Tages eine Frau in der 1. Männerbundesliga auf der Bank zu sehen. Ich wünsche mir, dass auch bei den Auswahlteams beim DHB und hier in Baden-Württemberg viel mehr Trainerinnen auf der Bank sitzen. Mehr Frauenpower auf die Handballbank!“